2002 ist das Jahr, das von bekannten Größen wie GTA Vice City, Metal Gear Solid 2 und auch Gothic 2 geprägt wurde.
Es ist heutzutage spielbar auf PC und Nintendo Switch.
Hintergrund des Spiels
Mit Gothic 1 legte das deutsche Entwicklerstudio Piranha Bytes den Grundstein für eine der bekanntesten Rollenspielreihen der damaligen Zeit. Es stellte eine kleine Revolution im zu dem Zeitpunkt totgeglaubten Rollenspielgenre dar, vor allem in Bezug auf die offene Welt und das komplexe Interaktionssystem. Gothic 2 erweitert das Konzept seines Vorgängers und bietet ein noch tiefgründigeres Rollenspielerlebnis.
Worum geht es?
Im ersten Gothic wird der namenlose Held in ein Gefängnislager auf einer abgelegenen Insel verbannt, nachdem er für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, verurteilt wurde. In diesem Lager, das von magischen Barrieren umgeben ist, befinden sich verschiedene Fraktionen, die ums Überleben kämpfen und gegeneinander Intrigen spinnen. Nach den Ereignissen des ersten Teils ist die magische Barriere durchbrochen, die gefangenen Arbeiter sind frei und haben sich als Banditen, Söldner oder weiteres zusammengeschlossen. Doch die Insel Khorinis steht einer anderen Bedrohung gegenüber. Einer Ork-Armee, die von Drachen unterstützt wird. Ihr Ursprung und die Möglichkeit, diese Bedrohung abzuwehren, müssen noch erforscht werden.
Gameplay
Es ist ein 3rd Person RPG mit aktivem Kampfsystem. D.h. Parieren, Ausweichen in Form von Seitwärtsbewegung und Ausführen von Angriffs-Combos. Ungewöhnlich hierbei ist, dass man mit dem Analogstick die Schlag/Schwung-Richtung des Schwertes bestimmt und man so nach logischem Verständnis eine Schlagkombo ausführen kann. Einfach gesagt: Rechts, Links, Rechts, Links. Man kann seinen Schwertkampf bei Lehrmeistern trainieren, wodurch man schneller zuschlagen kann und eine höhere Krit-Chance bekommt. Es gibt eine Handvoll verschiedener Stoß- und Hieb-Waffen, altertümlicher Fernkampfwaffen sowie Magie-Angriffe. Bei Letzteren kann man entweder die magischen Fähigkeiten ausbauen oder alternativ Zauberspruchrollen finden, mit denen man bei einmaligem Gebrauch Zauber wirken kann, ohne diesen „gelernt“ zu haben.
Das Schöne an den Zaubern bzw. den Schriftrollen, die ich genutzt habe, ist die Vielfalt. Es gibt Verwandlungszauber in Raubtiere, eine breite Palette an Angriffszaubern und Modifikationszaubern. An einer Stelle kam ein riesiger Troll, der mich mit 2-3 Schlägen umgehauen hat. Mittels Verkleinerungs-Schriftrolle wurde der haushohe Troll auf Kniehöhe geschrumpft und war kaum eine Bedrohung.
Gothic 2 ist ein recht schweres Spiel und das schöne ist, es lässt gerne kreative Lösungen zu.
Wenn man sich nicht gerade prügelt, ist man in der großen offenen Welt unterwegs, die interessant gestaltet ist, befragt Bürger in der Stadt nach Informationen zu den verschiedenen Quests oder ist im Auftrag der Fraktion unterwegs, der man sich zu Beginn des Spiels anschließt – eine von drei, aus denen man wählen kann.
Die Hauptquests sind spannend genug, um am Ball zu bleiben, aber vor allem die Nebenquests sind interessant genug, dass sich die meisten davon wichtig anfühlen und man motiviert ist, den Sachen auf den Grund zu gehen, was ich bei moderneren Titeln oft vermisse.
Grafik und Technik
Die Grafik ist gut gealtert und man kann sagen, Gothic 2 ist auch aus heutiger Sicht ein schönes Spiel. Es hat ein dynamisches Wetter- sowie Tag-/Nachtsystem. Vor allem der dichte Wald mit seiner Vegetation wirkt nicht generisch und macht noch heute was her.
Ich habe die Nintendo Switch Version gespielt, die im Performance Modus auf 60 FPS zielt und diese überwiegend hält. Es ist bereits die gepatchte Version mit Addon. Es kam aber häufig zu Abstürzen, am ehesten beim Nutzen der Quickload-Funktion. Was nervig war, aber es kam nie zu Spielfortschrittverlust und man ist auch relativ zügig wieder im Spiel. Ärgerlich ist es trotzdem. Erwähnenswert ist das reduzierte Interface, das nur Gesundheits- und Manabalken anzeigt, was sehr förderlich für die Immersion ist. Es gibt keinerlei Questmarker, man bekommt jedoch in Einzelfällen eine Karte von Questgebern, auf denen dann entsprechende Orte markiert sind.
Sound, Musik und Dialoge
Gothic 2 zeichnet sich durch eine ruhige, unaufdringliche Klangkulisse aus. Statt imposanter Soundtracks setzt das Spiel auf zurückhaltende Ambientmusik, die eine dichte, atmosphärische Stimmung erzeugt. Die Toneffekte sind solide, doch besonders hervorzuheben ist die durchweg sehr gut umgesetzte Vertonung der Dialoge. Man muss dies immer im Kontext seiner Zeit sehen, da eine vollständige Dialogvertonung zu diesem Zeitpunkt noch nicht selbstverständlich war. Manche „Voice-Lines“ des Protagonisten sind sehr flapsig, passen jedoch zu ihm und sind unterhaltsam.
Es ist eine raue Welt und Sätze wie „Das geht dich einen Scheiß an“, „Ich mag deine Fresse nicht“ sind Tagesordnung.
Welt und Charaktere
Es macht alles einen Immersiven und zusammenhängenden Eindruck. Streitigkeiten unter Bürgern, Intrigen sowie Konflikte unter den Fraktionen sind nachvollziehbar und interessant. Deine Entscheidungen nehmen Einfluss auf die Welt, hintergehe Person A oder liefere Person B ans Messer, ist hierbei nur ein Beispiel. Den Entwicklern war das „What you see, is what you get“-Prinzip sehr wichtig. Steht an Punkt X ein riesen Monster mit bedrohlichen Fangzähnen, dann versteht man schnell, dass es vermutlich keine gute Idee ist, da jetzt lang zu gehen und man merkt sich die Stelle für später. Man trägt zu Beginn zerlumpte Kleider, kriegt von jedem, den man schief anschaut, eine reingehauen und bekommt auf unterschiedlichste Art Geld abgeknöpft, und im Laufe des Spiels mit steigenden Fähigkeiten wird der Spieß umgedreht. Dann ist man selber derjenige, der die Ansagen macht und noch eine verbale Demütigung mitgibt.
Wie gut ist Gothic II in 2025?
Ich hatte eine richtig gute Zeit in Gothic 2 mit rund 50 Spielstunden. Story und Welt sind interessant, treiben an und die Dialoge sind gut vertont sowie geschrieben. Das Kampfsystem ist zu Beginn hakelig, aber mit Übung ganz unterhaltsam. Die Grafik ist gut gealtert und noch heute schön anzusehen. Ärgerlich sind die Abstürze, ca. 5-7 in meiner Spielzeit, aber unter Umständen läuft die PC Version mithilfe des Community-Patches besser. Ohne Questmarker war es mir an manchen Stellen nicht ganz klar, an welcher Stelle ich weitermachen sollte, insbesondere bei Kapitel 3 beim Wechsel ins Addon und musste nachlesen. Ich werte das reduzierte UI dennoch als Stärke! Der Schwierigkeitsgrad ist herausfordernd und lädt dazu ein, kreative Lösungen mit den Mitteln des Spiels zu finden.
Ein Meisterwerk seiner Zeit und noch heute ein Highlight.